Ein Dichterkomponist im Wiener Fin de Siècle
Biographie
Jacob Adalbert Ritter von Goldschmidt (1848-1906)
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5.5.1848
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Jacob Adalbert von Goldschmidt wird in Wien an der Seilerstätte 803 als Sohn von Moritz und Nanette von Goldschmidt (Rothschild) geboren.
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1856-1866
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Kompositions- und Klavierunterricht bei Friedrich Adolf Wolf, Studium der Literatur, Philosophie und Sprachen bei den jüdischen Hauslehrern Leopold Kompert, Salomon von Mosenthal und Ludwig Ferdinand Neubürger.
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1862/63
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Umzug der Familie in das neu errichtete Palais am Opernring Nr.6, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wiener Opernhaus.
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1866-68
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Versuch einer Banklehre im Haus Rothschild, abgebrochen.
Erste Kompositionen und Kontakt zu Eduard von Liszt
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1871
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Aufführungen der Messe in B-Dur in der Minoritenkirche und im kleinen Musikvereinssaal des Konservatoriums
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Bekanntschaft mit Paulina (Paula) Katharina Kunz (1854-1940), Tochter eines Schneiders aus den Wiener Vororten und Gesangsstudentin am Wiener Konservatorium (Klasse: Mathilde Marchesi)
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1872
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Teilnahme am Zöglingskonzert des Wiener Konservatoriums:
Uraufführung der Spanischen Rhapsodie für Orchester (18.4)
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Auftragserteilung für das Libretto zu „Die sieben Todsünden“ an den Dichter Robert Hamerling
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1873
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Erste Lieder (op.1,2,3) erscheinen im Druck bei Adolf Bösendorfer
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Abschluss der Komposition „Die sieben Todsünden.“
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Spende von 100 Thalern nach Bayreuth an Richard Wagner für den Bau seines Festspielhauses
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Eintritt in den Wiener Wagner-Verein
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Auftritte als Pianist in Tingel-Tangels an der Wiener Lehmgruben
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1876
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Erfolgreiche Uraufführung der „Sieben Todsünden“ in den Berliner Reichshallen (3.5., zweite Aufführung: 6.5.)
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Hochzeit im Wiener Rathaus (31.10.)
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1877
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Erstes Zusammentreffen mit Gustav Mahler
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Etablierung des Salons am Opernring 6, Treffpunkt der Wagnerianer in Wien
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Beginn der Freundschaft mit Hugo Wolf
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Premiere der „Todsünden“ in Wien (22.12.1877, Hofoper)
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Beginn der Feindschaft mit Eduard Hanslick
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1878
Aufenthalt in Weimar bei Franz Liszt als dessen Meisterschüler (15.-21.5.)
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Badereise mit Paula Goldschmidt nach Bad Ischl (31.7.)
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1879
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Aufenthalt in Frankfurt mit Liszt (April)
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Erste Begegnung mit Hans von Bülow: Gemeinsames Konzert in Hamburg
(11.11.), Vortrag Bülows über Goldschmidts Todsünden in der Konzertakademie
Klavierauszug „Die sieben Todsünden“ erscheint bei A. Simon, Hannover
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1880
Aufenthalt in Hannover, Begegnung mit Saint-Säens (14.2.)
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Aufführungen der „Sieben Todsünden“ in Hannover (19.3.und 26.3.1880)
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Reisen mit Franz Liszt nach Hannover, Frankfurt, Weimar (14.4.-11.5.)
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Streit mit Hans von Bülow
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1881
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Reise mit Franz Liszt nach Budapest und in dessen Geburtsort Raiding (in einer gläsernen Kutsche)
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1882
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Beginn der Arbeit an dem dreitägigen Musikdrama "Gäa"
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1883
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Briefwechsel mit dem Dirigenten Charles Lamoureux, Pläne zu einer Pariser Aufführung der „Sieben Todsünden“, Übersetzung des Librettos ins Französische
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Freundschaft mit Joseph Schalk, Bearbeitung des Klavierauszugs der 4. Sinfonie von Bruckner in Goldschmidts Haus am Grundlsee
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Aufenthalt in Leipzig, Freundschaft mit Arthur Nikisch
Vermittlung der Bruckner-Sinfonien an Arthur Nikisch
1884
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Uraufführung des Helianthus am Leipziger Stadttheater (26.3.84)
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Anonyme Veröffentlichung der Satire „Hanusch. Eine Reise-Vivisektion“ (Holz, Wien), Erfindung des "Unsterblichkeitsclowns"
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Letzte Leipziger Aufführung des Helianthus (insgesamt 8 Vorstellungen)
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Franz Liszt gibt ein Konzert in Goldschmidts Wiener Salon
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1885
Aufenthalt in Paris (Januar bis Juni)
Aufführungen der „Sieben Todsünden“ im Pariser Cirque d’Éte (27.3. / 1.4.85)
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1886
Zweites Liszt-Konzert im Goldschmidt-Salon (10.3.86)
Goldschmidt-Liederabend in London (Emil Blauvaert, 29.5.86)
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1887
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Reise nach Antwerpen: Goldschmidt-Porträtkonzert (5.12.87)
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1888
Tod des Vaters Moritz von Goldschmidt (5.4.1888)
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1889
Abschluss der Arbeit an der „Gäa“
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Erste öffentliche Deklamation aus der „Gäa“ durch Josef Lewinsky (30.4.), Saal Bösendorfer Wien
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1893
Goldschmidt: Europa-Tournee mit Liederabenden
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Freundschaft mit Hermann Bahr
Einführung in den Kreis des Café Griensteidl. Bekanntschaft mit Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Fanny Gröger
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1893
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Deklamationsabend der Gäa in Hannover und Berlin (8.2.)
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Premiere des anonym veröffentlichen Theaterstücks "Arsena Daginoff" über den russischen Nihilismus in Prag und Graz
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Französische Übersetzung der „Gäa“ erscheint in Paris
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1894
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Deklamation der Gäa in Wien, Palais Erzherzog Eugen
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1895
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Badereise nach Bad Ischl (19.8.)
Bekanntschaft mit Franz Stuck, Arbeit an Bühnenentwürfen und Kostümen zur "Gäa"
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1896
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Gründung und Aufruf der Gäa-Gesellschaft (14.1.) in Berlin, Wien und Paris. Zu den prominenten Mitgliedern gehören u.a.
- Johann Strauß
- Emile Zola
- Maurice Maeterlinck
- Marcel Schwob
- Reinhold Begas u.v.a.
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Teil-Aufführung der Gäa im Berliner Kaiserhof (12.5.96)
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Fanny Gröger widmet Goldschmidt ihr Buch „Himmelsgeschichten“
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Komposition der komischen Oper und Meistersinger-Travestie "Die fromme Helene"
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1897
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Teil-Aufführung der Gäa in Dresden
Uraufführung „Die fromme Helene“ an der Hamburger Oper (17.10.)
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Aufführung der Grimm-Märchen in Berlin
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1898
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Geplante Uraufführung der „Gäa“ in Form der Hamburger Festspiele (als Gegenmodell zu Bayreuth) muss abgesagt werden, wegen Baruch Pollinis Tod
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1901
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Bekanntschaft und Korrespondenz mit Arnold Schönberg
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Schönberg richtet eine kammermusikalische Fassung der "frommen Helene" für eine Berliner Aufführung ein
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1901/02
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Aufführung der Märchen an Ernst von Wolzogens Überbrettl-Kabarett in Berlin
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1904
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Austritt aus der Israelitischen Kultusgemeinde (29.1.)
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Taufe im Stift Klosterneuburg (15.6.04)
Umzug aus dem Palais der Familie (Opernring 6) in die Wohllebengasse 17
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1905
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Besuch der Uraufführung von Schönbergs Pelleas & Melisande (25.1.)
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Aufführung der Märchen im Fest-Saal der Wiener Statthalter (5.4.)
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1906
Bäderkur in Karlsbad, während der Reise Schlaganfall (August)
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Einlieferung in das Sanatorium Belvedere (Raschgasse 6, Wien), Behandlung durch den Psychiater Dr. Alexander Holländer
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Tod durch "Hirnblutung" am 21.12.
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Beisetzung am 23.12. auf dem Döblinger Friedhof, in Anwesenheit von Karl Kraus und Heinrich Schenker